3.9, und 4.9. 2022; Sooke
Hoechste Zeit mal wieder zu berichten sonst falle ich zu weit zurueck und kann mich nicht mehr erinnern! Hatte einfach keine Zeit und Muse zum Schreiben gefunden – dabei gab’s ein paar schoene Fischerlebnisse. Bin aber auch 2 Wochenenden mit meiner Frau Bootscamping in die Gulf Islands gefahren. Das laeuft dann zwar ohne Angelruten ab, war aber trotzdem ein schoenes Wassererlebnis mit schoenen Straenden in versteckten kleinen Buchten, verrueckt ausgewaschenen Felsklippen in der Brandung, Delfin- und Otterbegegnungen, schicke Boote in den Marinas und eine tolle Hippiebustour zum Hummingbird-Pub auf Galiano Island. Und bei bestem Sommerwetter!
Fuer den 3. September hatte ich 2 Angelderbytickets gekauft. Das veranstaltet die South Vancouver Island Anglers Coalition; ein Benefits-Derby um Lachsbestandstuetzmassnahmen in Sooke zu finanzieren. Ich haette denen sowieso wie jedes Jahr ein paar Scheine gespendet aber ich dachte dann warum nicht fuer das Geld ein paar Tickets zu kaufen und mitzumachen und vielleicht sogar noch was zu gewinnen? Da meine Soehne beide noch in Deutschland waren, lud ich meinen quasi-Adoptivangelsohn Alec ein. Er war sofort Feuer und Flamme. Super wetteifernd dieser jungen Mann! Wir uebernachteten gleich an der Sunny Shores Marina in Sooke – er im SUV und ich im Boot – um uns das Gedraenge an den Bootsrampen am fruehen Morgen zu sparen.
Leider wurde es ein sehr windiger und welliger Tag. Aber wir kaempften uns zu den heissen Stellen bei Otter Point und Muir Creek durch und gesellten uns zur Armada die mit oder ohne Derbyticket noch die letzte Chinookwelle vor dem Saisonende abfangen wollte. Es kamen aber leider kaum neue Lachse durch und wir hoerten von allen Richtungen das Gleiche ueber Funk: Totenstille, nur Kleinlachs. Auch wir konnten trotz aller Anstrengung und dem gesamten Koederarsenal im Einsatz keinen vernuenftigen Lachs landen. So standen auch wir mit leeren Haenden bei der Wiegestelle und Gewinnerzeremonie da – wie so viele andere auch. Aber ein paar Angler hatten ein paar gute Lachse hier und da gefunden und ueberlistet. So war der Sieger wenigstens noch ein ordentlicher Lachs von ueber 20 Pfund. Nach 3 oder 4 Lachsen in den hohen Teens wurde es dann aber schon peinlich klein. War die Saison schon so frueh zuende oder hatten wir nur eine Aufstiegsluecke erwischt? Wir sollten es bald erfahren!
Alec hatte 2 auslaendische Studenten bei sich zu Hause einquartiert; einer aus Italien und einer aus Mexiko. Beide wuerden gerne mal mit zum Angeln auf’s Boot mitkommen, meinte er schon die vorherige Woche. Und so hatten wir ausgemacht die beiden am Tag nach dem Derby mitzunehmen. So liess ich MaxWaldi nach dem Derby noch eine Nacht in der Marina und am Sonntag den 4.9. fuhren wir nochmal mit den beiden Frischlingen raus. Der Tag sollte wesentlich windstiller werden als der Tag zuvor. Erst am Nachmittag war aufkommender Wind angesagt. Ich hatte mir einen Plan gemacht; erst die Krabbenfalle raus im Sooke Fjord vor der Marina. Dann zum Lachsangeln direkt vor der Fjordmuendung und von da aus nach Walen Ausschau halten denn die beiden haetten liebend gerne mal einen Wal in der natuerlichen Umgebung gesehen. Und dann ab Mittag koennte man mal auf Heilbutt probieren denn die Gezeiten passten dann ganz gut. Nur das ich eigentlich nie vor Sooke auf Heilbutt geangelt habe und keinerlei Erfahrung mit wann und wo dort habe. Aber versuchen koennte man es ja mal – geben tut es die dort, soviel war klar.
Alec war Tourguide fuer die beiden und erklaerte all die Dinge die es zu sehen gab. Das fing an mit den Robben die faul auf den Wellenbrechern an der Marina lagen. Dann wie die Krabbenfalle funktionierte. Als wir dann vor dem Sooke Fjord auf die Juan de Fuca Strasse kamen, weisste er sie in die Kuenste des Trollingangelns ein. Waehrend wir nun 2 Ruten auf unterschiedlichen Tiefen auf Coho und vielleicht einen spaeten Chinook fischten, kam eine Delfingruppe in Sicht und spielte oder jagte in Bootsnaehe. Die beiden Neulinge erfreuten sich sehr an diesem Anblick. Dann ruckelte auch schon eine der Ruten los, und bald auch die zweite und Alec und ich hatten alle Haende voll zu tun die Jungs im Drill zu coachen und die zu kleinen oder unmarkierten Lachse abzuhaken. Bis jetzt noch keine Keeper. Aber es sah fischig aus hier, dachte ich, Delfine, Voegel, hier und da Futterfischsignale auf dem Echolot…
Da rappelte ploetzlich die Blinkerrute los und Alec hieb an und gab die Rute an Stefano. Der drillte nun unter Alec’s Aufsicht einen feisten Coho zum Boot. Edgar und ich beobachteten das aber ich wurde ploetzlich aus dem Beobachterstatus herausgerissen als ich die Koederfischrute ohne Vorwarnung nach hinten ziehen sah. Ich sprang auf, schnappte mir die Rute hieb an und fuehlte kraeftigen Widerstand – und der Fisch zog auch gleich ab! Oha, ein gewichtiger Fisch! Ich drueckte dem verbluefften Edgar die Rute in die Hand und riet ihm die Finger, so lange der Lachs rannte, erst einmal von der Rolle wegzuhalten. Der Fisch stoppte mal kurz und zog dann wieder an und Edgar wusste nicht so richtig wann er die Rolle bedienen sollte und bekam ein paar Mal die Kurbeln auf die Finger gepruegelt. Aua! Aber bald kam er in den Give-and-Take Rhytmus. Ploetzlich durchbrach etwas die Oberflaeche, vielleicht so 20m hinter dem Boot. Whooaaa! Ein grosser Lachs kaptapultierte sich voll aus dem Wasser und ueberschlug sich in der Luft. Wow! Und das trotz Flasher! Entweder war das ein rekordverdaechtiger Coho, die ja fuer Akrobatik bekannt sind, oder ein guter Chinook der voll durchgeknallt war. Und nochmal kam er voll aus dem Wasser gesprungen! Jetzt hatte es auch Edgar gesehen und yahoote auf dazu.
Mir war etwas bange ob der Schonhaken solche Kapriolen lange mitmachen wuerde, aber bis jetzt ging alles gut. Alec und Stefano bekamen das Spektakel natuerlich mit und beeilten sich ihren Cohodrill schnell zu beenden. Ihr Fisch stellte sich wieder als ein ordentlicher wilder Coho heraus, der am Boot schnell abgehakt wurde. Dann wurde das Deck schnell zum Grosskampf prepariert. Als Edgar’s Lachs in Bootsnaehe kam und doch noch einige Finten auf Lager hatte, coachte und unterstuetzte Alec den Faenger in allen Belangen. Wir sahen bald einen schoenen Chinook hinter und neben dem Boot kreuzen. Hoffentlich konnten wir ihn landen! Edgar machte das mittlerweile sehr gut und liess den Fisch immer wieder Schnur wenn er kurz vor dem Kescher nochmal auswich. Ich machte den Kescherstiel ganz lang und als der Lachs mal wieder faul Richtung Boot kam, half Alec Edgar hart anzuziehen und zog Edgar mit zurueck zur anderen Bootsseite so dass der Fisch an der Oberflaeche zum Boot gezerrt kam und ich Platz hatte zuzulangen. Versenkt! Ich sackte den Lachs ein und hob ihn unter lauten Jubel ins Boot. Das dabei der Kescher zerbrach war erstmal nur eine Randnotiz.
Die Jungs jubelten und staunten, und als ich ihn abgeschlagen hatte, betatschten sie den schoenen Fisch bewundernd. Bis wir dann noch eine ganze Serie Fotos gemacht hatten und dieses und jenes erklaert hatten, waren wir schon weit von der Fangstelle abgetrieben. Der blitzblanke Chinook war nicht ganz 20 Pfund und haette uns gestern im Derby einen der hoeheren Plaetze beschert. Wo war der gestern gewesen!? Ich versuchte uns gegen die Flutstroemung wieder zur Fangstelle zurueckzuschleppen, aber merkte bald, dass das eine ganze Weile dauern wuerde. So wog ich schon ab das Geschirr einzuholen und mit dem grossen Motor schnell zurueckzufahren. Da bemerkte ich wie ein grosses Walbeobachterboot vielleicht einen Kilometer von uns entfernt auf seinem Weg nach Westen ploetzlich stehenblieb. Ich suchte die Gegend um das Boot mit dem Fernglas ab und nach paar Minuten konnte ich doch tatsaechlich einen Walbuckel unweit des Bootes ausmachen. Ich fragte meine Crew ob sie vielleicht lieber kurz eine Angelpause machen wollten und zum Buckelwalbeobachten weiter rausfahren wollten. Unbedingt, war die einstimmige Antwort.
So duesten wir die kurze Strecke dahin und liessen uns nahe des Walbootes treiben. Dann kam der Buckelwal ploetzlich wieder an die Oberflaeche und die Jungs bekamen einen tolle Show. Nach vielleicht einer halben Stunde war er dann fuer laenger abgetaucht und ich beschloss mit Alec einfach von hier zurueck zur Kueste zurueckzuschleppen. Wir fingen noch den einen oder anderen wilden Coho und ein paar Shaker und der Wal tauchte dann bald wieder links und rechts von uns auf – er schien uns in flachere Wasser zu folgen. Das haette man ja nicht besser planen koennen fuer einen Touristentrip!
Es war jetzt Zeit fuer den Stroemungsumschwung von Flut auf Ebbe und waehrend das auch eine heisse Angelzeit auf Lachs war, schlug ich vor es mal auf Heilbutt zu versuchen. An so einem Tag wo alles zu klappen schien, musste man es darauf ankommen lassen. Die Jungs waren einverstanden. Der Kescher war eh im Eimer und so wuerde der naechste Grosslachs, wenn er denn noch kaeme, sowieso eine Herausforderung. Ich fand auf der Karte eine schicke Untiefe – vielleicht 20 Minuten weg von hier. So duesten wir dahin und warfen den Anker. Leider rutschten wir in ein bisschen tieferes Wasser ab als ich vorhatte – es war schon 120m tief als wir endlich haengenblieben.
Alec stimmte die Gaeste schon auf Dornhaie ein, welche eigentlich immer beim Buttangeln vor Ort waren. Nur bei 120m Angeltiefe versprach es kein grosser Spass zu werden, sich um diese Plagegeister zu kuemmern. Aber unsere beiden Gaeste hatten Spass daran einige dieser Haie nach oben zu kurbeln und dort zu beschauen. Alec zeigte ihnen den Stachel und deren scharfe Kauleiste. Leider zeigte kein Butt Interesse an unseren Koedern. Der Wind legt nun auch merklich zu aber ich wollte noch etwas ausharren. Auf einmal rief Alec auf und zeigte mit gestrecktem Arm neben das Boot. Wir drehten uns alle gleichzeitig um … und hatten den Mund offen. Eine 2m hohe Flosse ragte nur ein paar Meter neben dem Boot aus dem Wasser: Orcas! Ein Pod von vielleicht 5 oder 6 kam direkt auf das Boot zu und drehte erst kurz davor seitlich ab. Sie schnauften beim Einatmen und wir konnten ihre weissen Flanken und Baeuche sehen. Der Bulle hatte ein beeindruckendes Schwert auf dem Ruecken. Die Jungs waren total aus dem Haeuschen. So eine Show kriegt man selbst hier nicht oft geboten! Mittlerweile darf man als Freizeitbootsfuehrer nicht mehr aktiv auf Orcas zufahren, um sie nicht zu stoeren. So sieht man sie meist nur noch aus der Entfernung. Aber wenn die Kerle von selber so dicht an das Boot kamen…? Toll!
Dann wurde es uns zu schaukelig und wir packten ein. Auf dem Rueckweg zogen wir noch die Krabbenfalle ein und hatten doch tatsaechlich zwei Keeper, genug fuer die beiden Neulinge fuer ein feines Westcoast Dinner. Man muss schon sagen, so ein Glueck wie die beiden auf ihrer ersten Angeltour auf dem Pazifik hatten, das war schon erstaunlich. Sie hatten eine Menge Geschichten zu berichten und schoene Fotos zur Erinnerung. Dazu noch feinste pazifische Cuisine.